Behandlung von Essstörungen

Behandlung von Essstörungen

Sonntag, 19. Februar 2012

Lebensvertrauen


LEBENSVERTRAUEN: Wie ein Mensch sein Schicksal meistert ist wichtiger als was sein Schicksal ist…


Essstörungen haben ihre Wurzel im früheren Leben eines Menschen. Sie stehen im Zusammenhang mit den damaligen Beziehungen zu Bezugspersonen.
Ein Kind braucht Geborgenheit, Liebe und Anerkennung, um die Welt als sicheren Ort wahrzunehmen. Erlebt das Kleine die Welt als feindlich, unsicher und bedrohlich, kann als Folge dieses Unbehagens eine Essstörung entwickeln.
Essstörungen sind ein sehr komplexes Krankheitsbild und gehen oft mit anderen psychischen Störungen einher. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich: „Ich bin heute nicht mehr so, wie ich früher einmal war. Ich bin heute nicht mehr so wie ich früher geglaubt habe, zu sein. Meine jetzige Persönlichkeit hat mit meinen vergangenen widersprüchlichen Persönlichkeitsanteilen nichts mehr zu tun. Ich war so, weil die Krankheit mich so gemacht hatte. Ich identifizierte mich mit der Erkrankung und die Umwelt nahm folglich mein „falsches Selbst“ wahr“. Eine kleine Anmerkung: ich fordere oft meine Kollegen, die sich im Allgemeinen mit den Abhängigkeitserkrankungen befassen, auf zu beachten: Der Betroffene ist leider ein Monster geworden und nicht mehr ansprechbar und schwierig zu erreichen. Sein Verhalten ist nicht mit seiner echten Persönlichkeit vereinbar und Fachkundige sollten es wahrnehmen und annehmen, auch wenn es für sie Nerv tötend ist. Sonst können sie Betroffenen nicht helfen. Eine weitere wichtige Erkenntnis: Eine Essstörung ist die Ausdrucksform von etwas Anderem und sie besteht selten „allein“.
Die Formen einer Essstörungen, die sich von alleine zurückbilden, weisen keinen psychopathologischen Charakter auf und haben oft mit bestimmten Lebensphasen zu tun. Wenn ich von Essstörungen spreche, beziehe ich mich oft auf die chronischen Formen und auf die sogenannte Komorbidität. Egal ob eine Essstörung durch eine PTBS, Depression, Angst, Zwangsstörung, eine Persönlichkeitsstörung entsteht oder begleitet wird, ist sie die Folge eines tiefen Unbehagens. Die Aufgabe des Therapeuten ist diese Komplexität zu erkennen, um einen adäquaten Therapieplan vorzuschlagen. Bei einem komplexen Krankheitsbild (Essstörung+ Borderline) steht im Vorrang die Störung, die am massivsten das Leben des Betroffenen beeinträchtigt. Aber In der Regel beginnt man die Therapie einer Essstörung mit der Ernährungstherapie. Die Heilung ermöglicht später die nächsten Schritte, die für die Arbeit an den Persönlichkeitsanteilen und Bearbeitung vorhandener Traumatisierungen notwendig sind. Verletzlichkeit und alte Wunden tauchen auf, wenn die Essstörung ausgeheilt ist. Der Mensch steht in der Mitte seines Lebens mit allem das, was zum Leben gehört. Die Präsenz des Therapeuten spielt jetzt eine immense Rolle. Er sollte den Betroffenen durch die bestehenden Einflüsse -Schmerz, Leid, Krisen, Wut, Verzweiflung, Resignation Ängsten Hölle- begleiten. Man kann jedes Gefühl regulieren. Das sollte in der Therapie vermittelt und eingeübt werden. Die Auseinandersetzung mit den Ängsten vermittelt Sicherheit, Vertrauen und verstärkt das eigene Selbstwertgefühl. Positive Erfahrungen bestehen aus Erfolgen. Sie sind die Ziele, die man sich in der Therapie vorgenommen und erreicht hat. Die Zukunft hat seinen Platz und bekommt einen Namen: „Mein neuer Lebensabschnitt“. Zukunft verwirklicht sich, wenn man bereit ist, loszulassen und abzuschließen. Zukunft hat einen Platz, wenn man dem Neuen und Veränderungen zulässt und den Mut hat, an einem neuen Ufer zu landen, um seinen eigenen Himmel zu finden.