Behandlung von Essstörungen

Behandlung von Essstörungen

Montag, 25. Dezember 2017

Schöne Weihnachtszeit!


"Sonnenweg wünscht euch besinnliche Weihnachtstage und einen guten Start in 2018. Mögen  alle eure Pläne, Wünsche und Vorhaben in Erfüllung gehen!"
Liebe Grüße
Daniela


Buone Feste!


"Sonnenweg vi augura feste piene di "riflessione" e un buon inizio anno. Che possano realizzarsi tutte le vostre intenzioni, i vostri progetti e i vostri desideri!"
Cari saluti
Daniela

Sonntag, 10. Dezember 2017

Die Kunst Nein zu sagen



Die Kunst Nein zu sagen muss tatsächlich erlernt, geübt und täglich trainiert werden. Menschen mit einer Essstörung bzw. Suchterkrankung haben häufig Schwierigkeiten sich abzugrenzen. Dies lässt sich meist auf ihre Biografie zurückführen und auf die Art und Weise, wie ihre Bezugspersonen früher mit ihnen umgegangen sind. Es ist nicht selten der Fall, dass die Kinder in der Familie Verantwortungen für einen Elternteil oder Geschwister übernehmen oder Erwartungen erfüllen mussten, die nicht dem Kind sein entsprachen. So mussten diese Kinder eine Rolle übernehmen, die nicht die eines Kindes war und sie mussten die Wünsche der anderen und deren Bedürfnisse erfüllen.

Menschen die sich nicht abgrenzen können, haben im Laufe ihres Lebens bestimmte Grundsätze und Haltungen verinnerlicht. Der erste Schritt besteht darin, diese Grundsätze oder Mythen in Frage zu stellen und zu relativieren. Ein Beispiel dafür ist der Grundsatz: „Eine Bitte abzulehnen ist immer selbstsüchtig.“ Eine bessere Annahme wäre: „Eine Bitte abzulehnen ist nicht egoistisch, es kann ab und zu selbstunterstützend sein.“

Zudem gibt es verschiedene Härtegrade in denen man Nein sagen kann. Dies reicht von Aussagen wie: „Na ja, vielleicht, aber nicht jetzt gleich.“ bis zu „Dies kommt unter keinen Umständen jemals für mich in Frage“. Die verschiedenen Intensitäten des Nein-sagens haben unterschiedliche Wirkungen auf das Gegenüber.

Lernen Sie zuerst einige Mythen zu relativieren!

Mythos: „Ich sollte bereit sein, auf meine Bedürfnisse zu verzichten.“

   Sinnvolle Annahme: ……………………………………………….

Mythos: „Wenn ich mich durchsetze, werden die anderen auf mir rumhacken.“

   Sinnvolle Annahme: ……………………………………………….

Mythos: „Wenn ich eine Bitte ablehne, werden die anderen sagen, ich sei zickig und selbst­süchtig und werden sich von mir abwenden.“

   Sinnvolle Annahme: ……………………………………………….

Mythos: „Wenn ich nicht jede zusätzliche Arbeit übernehme, werde ich bei der nächsten Gelegenheit entlassen.“

   Sinnvolle Annahme: ……………………………………………….



Kennen Sie aus Ihrem Leben andere Mythen oder Glaubenssätze? Wie lauten Sie? Probieren Sie diese zu relativieren!

Eigene Beispiele:




Jetzt probieren Sie nach Ihren Wünschen und Bedürfnissen die Intensität des Nein-Sagens mit einer Skala von 1 bis 5 abzustufen und den Grund Ihrer Aussage zu begründen (1 bedeutet ja sagen oder verhandeln, 5 klar und bestimmt ablehnen).

-        „Sie wollen die Pflanzen von Ihrer Nachbarin nicht gießen“

-        „Sie wollen nicht den Hund Ihrer Mutter hüten“

-        „Sie wollen nicht die Hausaufgaben für das Skillstraining machen“

-        „Sie wollen Ihr Fahrrad nicht verleihen“

-        „Sie wollen Ihrem Mitpatienten keine 50 Euro leihen“



Wie kann ich die Abstufungen beim Nein sagen besser äußern?

Algorithmus beim Nein sagen
1)     Habe ich genau verstanden, was der andere will? - Falls nicht - nachfragen.
2)     Bin ich überhaupt in der Lage, dessen Bitte oder Forderung nachzukommen? – Falls nicht, begründen und klar ablehnen.
3)     Hat eine Absage eine negative Folge für mich? – Falls ja: Zusagen, aber versuchen zu verhandeln. 

Sich selbst "retten"


Es gibt einen Moment, in dem du eine Entscheidung treffen musst: entweder bist Du eine Prinzessin, die erwartet, gerettet zu werden, oder bist Du eine Kämpferin, die sich selbst rettet."

La professione giusta



"Avvocato, medico, notaio."

"E tu cosa vorresti per tuo figlio?"

"che sia felice!"

der "richtige" Beruf


- "Rechtsanwalt, Arzt, Notar".

- "Und Du, was möchtest Du für dein Kind".

- "dass es glücklich wird."

"Una scelta é come un salto. Hai paura, esiti, la rimandi a domani, ma se osi ti senti libero." (Daniela)


wie ein Sprung


"Eine Entscheidung ist wie ein Sprung. Du hast Angst davor, Du verzögerst und schiebst sie auf morgen. Aber wenn Du wagst, fühlst Du dich frei und erleichtert." (Daniela)

Dienstag, 3. Oktober 2017

„Aktiv gesund werden!“


Die Behandlung von Essstörungen basiert zum Teil auf Konzepten der Gesundheits- und Resilienzförderung. Resilienz ist die Widerstandsfähigkeit des Menschen sich trotz widriger Umstände immer wieder neu aufzurichten, sich an die neuen Lebens­situationen anzupassen und so auch schwere Krisen zu bewältigen. Resilienz spiegelt unsere inneren Kräfte wieder.

Resilienz besteht aus sieben Säulen:
1)    Optimismus: Die positive Einstellung zu den therapeutischen Angeboten und die Zuversicht auf eine baldige Genesung sind wichtig. Betroffene verlieren oft den Mut und ihre Lebensfreude, weil es ihnen nicht bewusst wird, dass Ess­störungen oder Suchterkrankungen einen sehr langen Zeitraum bedürfen, um geheilt zu werden.

2)    Akzeptanz: Betroffene müssen sich zu ihrer Erkrankung bekennen und diese nicht verleugnen. Die Akzeptanz ist der erste Schritt zum inneren Bewusstsein und zur Veränderung. Wenn ich akzeptiere, dass ich krank bin, kann ich auch etwas unternehmen, um meine Situation zu verändern. Im Laufe der Therapie lernen Sie die sogenannte „radikale Akzeptanz“ kennen. Es wird ihnen bewusst, dass nicht alles im Leben veränderbar ist. Sie können zwar Einfluss auf Ihre Essstörung nehmen, aber Ihre schmerzvollen biografischen Erfahrungen hingegen nicht mehr verändern. Sie lernen zu akzeptieren, was man nicht beeinflussen kann und was man im Hier und Jetzt verändern kann.

3)    Lösungsorientierung: Zur Lösungsorientierung gehört die Fähigkeit ein Problem zu analysieren das die Essstörung begünstigt oder aufrechterhält sowie die Bereitschaft das Problem durch Lösungsvorschläge zu beseitigen.

4)    Verlassen der Opferrolle: Menschen mit einer Essstörung bzw. Sucht­erkrankung haben einen hohen Leidensdruck und wurden in ihrer familiären Geschichte häufig mit traumatischen Erlebnissen konfrontiert. Das nichts wert sein und die emotionale Vernachlässigung begleiten die Betroffene ein Leben lang, so dass es ihnen schwerfällt, die Opferrolle hinter sich zu lassen. Solange Betroffene in dieser Rolle verbleiben, können sie keine Verantwortung für ein besseres Leben übernehmen.

5)    Verantwortung für sich selbst: Die Opferrolle verlassen, sich für eine Therapie und das reale Leben entscheiden, zu sich selbst stehen!

6)    Netzwerkorientierung: Einsamkeit ist meistens ein Auslöser von Essanfällen. Die therapeutische Unterstützung reicht alleine nicht aus, um einen kontinuier­lichen Halt zu geben. Freundeskreis, Familie (nur wenn sie eine Hilfe dar­stellt), Selbsthilfegruppen und Freizeitaktivitäten sind äußerst wichtig, um die schwierigen Phasen der Heilung und Lebenskrise zu überstehen.


7)    Zukunftsplanung: Neben den therapeutischen Maßnahmen, die im hier und jetzt stattfinden, lernen die Menschen mit einer Essstörung ihr Leben ohne Ess­störung zu planen. Um zu planen, müssen sie ihre Ziele klar formulieren und festlegen. Ziele müssen konkret und realistisch sein, damit Betroffene zukünftige Veränderungen im privaten oder beruflichen Leben realisieren können. 

Dienstag, 8. August 2017

Die Erstellung des eigenen Fallkonzeptes



In dieser Post möchte ich einen Beitrag zum Thema Bedürfnis-Emotionen bei Menschen mit Essstörungen geben. In der Therapie lernen Menschen mit Essstörungen ihre eigenen Gefühle besser wahrzunehmen, zu benennen und je nach Bedarf zu regulieren oder zu stimulieren. Die Auseinandersetzung mit bestimmten Gefühlen kann sehr schmerzhaft sein. Darum hilft die Psychoedukation, Informationen über die Emotionen zu vermitteln. Was sind Emotionen? Wozu brauchen wir sie? Was sind primäre und sekundäre Emotionen? Wie beeinflussen Emotionen unser Verhalten?

Emotionen sind Reaktionen auf innere oder äußere Auslöser oder Stimuli. Unter äußeren Auslösern zählen Ereignisse oder Situationen, die unser emotionales Erleben beeinflussen (z.B. Trennung, Arbeitsverlust und sonstige schwere Schicksalsschläge). Innere Auslöser hingegen sind Vorgänge wie Gedanken, Erinnerungen oder andere Emotionen, die einen Einfluss auf unsere Gefühle haben können.

Emotionen sind wichtig, sie verkörpern unsere Bedürfnisse und ermöglichen es, uns an die Umwelt anzupassen. Einsamkeit ist eine Emotion, die uns darauf hinweist, dass wir das Bedürfnis nach Kontakt haben. Die Einsamkeit kann nachvollziehbar sein, wenn ein Mensch in seiner Lebensgeschichte Erfahrungen mit Verlassenheit und Beziehungsabbrüchen erlebt hat. Das Gefühl ist per se nicht schlecht, denn es sagt uns das, was wir im Moment brauchen. Einsamkeit wird aber zum Problem, wenn das Gefühl überhandnimmt und einen Menschen weiter isoliert, die Emotion verstärkt sich selber. Noch schlimmer kann es werden, wenn jemand die Einsamkeit durch andere Bewältigungsstrategien wie Essen, Alkohol oder Drogen dämpft.
Wir können Emotionen im Leben als Reaktion auf verschiedene Ereignisse nicht vermeiden. Die Frage ist: „Wann sind Emotionen angemessen und wann nicht?“ Die Erstellung des eigenen Fallkonzeptes hilft, ursprüngliche Bedürfnisse zu erkennen und angemessene Emotionen von unangemessenen Emotionen zu unterscheiden, einen konstruktiven Umgang mit Emotionen zu gewinnen und ein dysfunktionales Verhalten zu korrigieren. Unter dysfunktionalem Verhalten verstehen wir ein Verhalten, das kurzfristig hilft aber langfristig schädigt. Im Fall einer Essstörung können Fasten oder Essanfälle kurzfristig helfen, Gefühle abzumildern. Langfristig können diese Bewältigungsstrategien die Problematik verschlimmern und die Essstörung verstärken.

Zu dem Wissen über Emotionen gehört auch die Emotionsanalyse. Diese beinhaltet folgende Aspekte:
Wann werden Emotionen zum Problem?
-        sie sind nicht gerechtfertigt, z.B. eine Person entwickelt Angstzustände, obwohl keine Gefahr besteht
-        sie sind gerechtfertigt, aber überzogen, z.B. der Mensch ärgert sich, dass ein Kellner ihn im Restaurant nicht bedient und er schreit ihn an
-        sie sind gerechtfertigt, werden aber nicht umgesetzt, z.B. der Vorgesetzte erniedrigt einen Menschen seinen Kollegen gegenüber. Der Betreffende reagiert nicht aus Schamgefühle, er wehrt sich nicht.

Von Vorteil wäre es, primäre von sekundären Emotionen zu unterscheiden. Die primäre Emotion stellt eine unmittelbare Bewertung eines Stimulus dar, die aus vergangenen aber sehr prägenden Erlebnissen zu erklären ist. Die sekundäre Emotion dient dazu, die primäre Emotion zu unterdrücken oder besser sogar zu vermeiden; z.B. eine Person mit Essstörung kann mit Wut (sekundäre Emotion) ihre Schamgefühle und Angst bekämpfen, die sie hinter der Wut versteckt.

In der Regel erkennt man die sekundären Gefühle früher als die primären, weil die sekundären sich offener darstellen. Eine Therapie sollte aber immer beide Emotionen bearbeiten, sowohl die primären als auch die sekundären.

Wie erstellt man ein Fallkonzept? Zuerst müssen die eigenen Bedürfnisse und die damit verbundenen Gefühle erkannt werden.

Bildhafte Veranschaulichung eines Fallkonzeptes.
Es wird von unten nach oben gebaut.

Verhalten: Sozialer Rückzug, Essstörung als Bewältigung
 

       ⇧

Sekundäre Emotion: Depressivität, Traurigkeit
        ⇧
 



Automatische Gedanken: z.B. „Kollegen mögen mich nicht!“
        ⇧
 



Situation: z.B. Person wird von den Kollegen nicht eingeladen
        ⇧
 



Bewältigungsstrategien:
Vermeiden: z.B. sich angepasst und unauffällig verhalten
Bekämpfen: z.B. bei Konflikten passiv-aggressiv reagieren
        ⇧
 



Konditionale Annahmen (Einstellungen und Regeln): z.B. Ich muss es den anderen immer recht machen, ich muss mich unterordnen

         ⇧
 


Grundüberzeugungen bzw. primäre Emotionen: z.B. Ich bin nichts wert, ich gehöre nicht dazu und werde nicht gemocht, Einsamkeit
         ⇧
 



Negative Erfahrungen in der Lerngeschichte: Z.B. Mangel an elterlicher Fürsorge, Ausgrenzung in der Schule, Missachtung, Abwertung
          ⇧
 



Bedürfnisse: z.B. Bedürfnis nach Kontakt, Zugehörigkeit, Anerkennung, Wertschätzung