Stellen Sie sich vor, wir
hätten bereits die Bedeutung unseres Lebens kennengelernt und wir würden
wissen, warum wir denken und fühlen. Nein! Vielmehr würden wir wissen, warum alle
Lebewesen dem seelischen Schmerz unterzogen sind. Aus der Emotionsforschung
wissen wir heutzutage, dass der Mensch Gefühle im Allgemeinen entwickelt hat,
um sich besser an das Leben anzupassen, um die eigenen Bedürfnisse zu
befriedigen. Zum Beispiel: die Emotion Einsamkeit entwickeln wir, wenn wir uns
einsam fühlen. Sie informiert uns darüber, dass das Bedürfnis nach Kontakt
befriedigt werden muss.
Unsere Existenz besteht aus
Gedanken und Gefühlen und aus der Kunst, mit ihnen zurechtzukommen. Manchmal
gelingt es uns gut, manchmal weniger gut und manchmal brauchen wir ein bisschen
Unterstützung, um uns wieder aufrechtzustellen und das innere Gleichgewicht nicht
zu verlieren bzw. wiederherzustellen.
Jeder Mensch hat instinktiv
das eigene Repertoire von „Selbststrategien“ entwickelt, um das Leben und seine
Herausforderungen am besten zu bewältigen. Die Selbststrategien sind aus
biologischen Gründen gesundheitlich erforderlich und selbsterhaltend, um die seelische
und körperliche Gesundheit zu behalten. (Schutzmechanismen) Allerdings helfen
sie uns nicht immer, um unsere Persönlichkeit weiter zu entwickeln. Klassisches
Beispiel ist das Vermeidungsverhalten. In bestimmten Situationen ist es
angebracht, um uns zu schützen. In anderen Situationen wirkt es hemmend, weil
wir unsere persönlichen Ziele langfristig nicht erreichen können. „Wir
gehen nicht freiwillig in eine Arbeitsgruppe, in der wir kritisiert und uns
nicht wertgeschätzt fühlen“ gleichzeitig „Wenn wir die Arbeitsgruppe vermeiden,
verlieren wir langfristig berufliche Chancen, um aufzusteigen.“
Es gibt im Leben seelische
Zustände und Ereignisse, die uns komplett aus der Bahn werfen und uns aufzeigen,
dass wir selbst mit unserem Repertoire von Selbststrategien langfristig nicht
weiterkommen können.
Aus diesem Grund wurden aus
der Psychologie Skills als „Werkzeuge“ entwickelt, um den Menschen in
seelischen Notsituationen zu unterstützen. Skills sind Fertigkeiten, die
kurzfristig helfen und langfristig nicht schädigen. Skills unterstützen uns
dabei, die Orientierung an unsere inneren Werte nicht zu verlieren, unsere
Ziele zu verfolgen und in Einklang mit unseren Bedürfnissen zu leben.
Wir unterscheiden zwischen
Skills zur Krisenbewältigung und Skills zum Annehmen von Realität und
Verantwortung. Die ersten helfen uns Krisen rasch zu beenden, abzumildern oder
auszuhalten. Diese Skills helfen uns, in einen innerlichen Zustand zu gelangen,
einen Zustand, in dem wir besser und klarer denken können. Jedoch lösen sie das
Problem nicht. (Siehe das besprochene Blatt von der letzten Sitzung:
Stresstoleranzskills und Zugangskanäle).
Skills zum Annehmen von Realität und Verantwortung. Diese
helfen uns, die Situation anzunehmen, so wie sie im Moment ist und die
Verantwortung für Veränderungen zu übernehmen. Diese Skills wirken eher
langfristig über die Situation hinaus und vorbeugend. Im zweiten Teil werde ich die drei Skills zum Annehmen vo Realität und Verantwortung ausführlich beschreiiben.