Behandlung von Essstörungen

Behandlung von Essstörungen

Montag, 3. Januar 2011

Die Gefahr vor Idealen

Jahrelang fragte ich mich: „Warum Essgestörte leben im Kopf und für die Idealen?!!“.
Es liegt natürlich an Lebenserfahrungen und persönlichen Geschichten. Die Anorektikerin strebt danach, jeden Tag dünner zu werden, sowie sie sich es vorgestellt hat. Sie lebt nach Idealen: „Ich mochte so und so sein“, denkt sie. Diese Lebenseinstellung betrifft natürlich andere private Sphären. Sie möchte dünn sein. Aber sie wünscht sich in einer Partnerschaft einen Partner, der ihren Vorstellungen entspricht, der in der Realität nicht existiert. Sie verliebt sich in Männer, die gar nicht zu ihr passen. Sie sieht oft bei diesen Männern Eigenschaften, die sie überhaupt nicht haben. Sie konstruiert sich in ihrem Kopf, wie dieser Mann ist, ohne die Realität wahrzunehmen. Dem Mann gefällt ihr. Das sollte einfach reichen!!!
Meine Geschichte mit X kann dabei helfen, solche Muster zu erkennen.
Ich war in ihn ganz verliebt, ohne ihn richtig zu kennen. Ich hielt ihn für schön, attraktiv, interessant, sensibel, ehrlich. Kurz und gut war er mein Traummann.
Ich hatte mir alles im Kopf vorgespielt, wie er sein konnte oder sollte, um mir besser zu gefallen. Nachdem ich ihn besser kennengelernt habe, war ich sehr enttäuscht. Er war ANDERS!!!!
Er möchte mich nicht. Er war zu mir höflich und nett, um mich nicht zu verletzen.
Bei X versuchte ich etwas, zu retten. Ich wollte mich nicht davon überzeugen, dass er nicht der Richtige war. So dachte ich immer noch: „ Ja, vielleicht ist er nicht so, wie er aussieht, ja, aber er ist nett, ja, aber er will mich nicht verletzen“.

Ich wollte mit meinem Traum weiterleben und war noch nicht bereit auf ihn zu verzichten. X war mein Traum. Er war der perfekte Mann.

Mir war es bewusst, dass ich die Realität wahrnehmen musste. Als ehemalige Essgestörte kannte ich diese Dynamik sehr gut:

Essgestörte wollen die Realität nicht wahrnehmen, weil sie ihnen wehtut. Sie brauchen die Krankheit, um sich vor der Welt zu schützen, um den Schmerz vom Leben nicht mehr zu spüren, um nicht mehr zu leiden. Sie konstruieren sich ihre Welt, wie die Welt nach ihren Vorstellungen sein sollte. Angeblich haben sie keine realen, bedeutsamen, positiven Erfahrungen gemacht, so dass sie im realen Leben weiter leben wollen. Die Krankheit hilft ihnen, eine neue Welt aufzubauen, auf der sie sich sicherer fühlen.

Wenn sie es bemerken, können sie einen Schritt weitergehen. Jede Betroffene kennt die Gründe, die die Begegnung mit dem Richtigen verhindern.

Dieser Schritt ist wesentlich wichtig, um in der Realität weiter zu leben.

Echte Beziehungen bestehen nicht aus Idealen. Sie können passen oder nicht
passen. Sie sind nicht perfekt, darum sind sie echt!!!!