Behandlung von Essstörungen

Behandlung von Essstörungen

Sonntag, 11. November 2018

Suchterkrankungen: "Von der Behandlung zum Alltag"- Perspektiven und Wege zu den Übergängen


Fragestellung


Psycho- und sozialtherapeutisches Handeln basiert auf wissen­schaftlichen Erkenntnissen und daraus abgeleiteten Methoden und Handlungskonzepten:

-       Sehen die Betroffenen Defizite in ihrem Übergang von der Behandlung zum Alltagsleben?

-       Wie erleben die Betroffenen den Übergang?

-       Welchen Nutzen schreiben die Betroffenen den eingesetzten Methoden zu?

-       Wie lässt sich der Übergang sozialpädagogisch betreuen?


Danksagung




„An meine verstorbene Mutter, die unbewusst dazu beigetragen hatte, dass ich heute meinen Beruf mit Leib und Seele ausübe und dass ich eine besondere Sensibilität für psychische Erkrankungen entwickelt habe. An meine verstorbene Tante, die in guten und schlechten Zeiten für mich immer ein „Vorbild“ war. An meinen Ditti, der mit seiner Vernunft, Gewissenhaftigkeit und Ordnungsliebe das italienische Chaos und die Unpünktlichkeit gut ertragen konnte und immer an meiner Seite war.



An meinen Vater und meinen Bruder für den Zusammenhalt und die familiäre Beziehung über die weite Entfernung nach Rom. An meinen Neli, der mit seinem Down Syndrom meine Tage erleichtert, lebendig und liebevoll gemacht hat. An meine Freunde und Arbeits­kollegen Katharina und Andreas, mit denen ich interessante Arbeits­stunden verbracht habe und viele Anregungen gewinnen konnte und letztendlich an alle Klienten, die ich in diesen Jahren sowohl in der Klinik als auch in meiner Praxis begleiten konnte. Danke an das mir entgegen gebrachten Vertrauen, wodurch sie meine Liebe und Leidenschaft zu meinem Beruf verstärkt und mein Leben bereichert haben“.



Zusammenfassung 

In den letzten 30 Jahren wurden Methoden in der Therapie und Sozialen Arbeit entwickelt, die sowohl die Abstinenz förderten als auch die Teilhabe am Leben der Suchterkrankten ermöglichten. Die meisten Studien beschäftigten sich mit der Wirksamkeit der Interventionen und Nachhaltigkeit des abstinenten Lebens. In meiner explorativen Studie möchte ich zwei Aspekte erläutern. Der erste ist die Gestaltung der therapeutischen, sozialarbeiterischen Angebote einer Tagesklinik, der zweite die Vorbereitung auf die Übergänge in den Alltag. Im ersten Teil dieser Arbeit befasse ich mich mit den Konzepten und Methoden, die heutzutage für die Behandlung der Suchterkrankten und ihr Zurückkehren in das alltägliche Leben eingesetzt werden. In dem zweiten Teil untersuche ich mithilfe sieben Interviews den Aufenthaltsablauf einer tagesklinischen Einrichtung und die Vorgänge des Übergangs in das normale Leben. Ziele der Forschung sind ein Überblick über die Wirksamkeit der klinischen Angebote zu evaluieren und gleichzeitig die Übergänge zu untersuchen und Defizite zu erkennen, um die sozialtherapeutische Tätigkeit zu verbessern.


Einleitung


Während meines Praktikums in einer Tagesklinik in Hamburg bekam ich erste Anstöße für meine Abschlussarbeit. Meine Beschäftigung und Widmung an die Sucht­erkrankungen beinhaltete zwei Aspekte, die für mein Leben bedeutsam waren. Zum einen eine emotionale Verbundenheit mit der Zielgruppe aufgrund meiner biografischen und familiären Hintergründe. Zum anderen meine langjährige berufliche Tätigkeit als Heilpraktikerin für Psychotherapie, die meine Leidenschaft zum lebenslangen Lernen förderte und mich zu den psychotherapeutischen Weiterbildungen und zum Studium der Sozialen Arbeit führte.

Der tagesstrukturierte Alltag in einer Klinik mit seinen verschiedenen thera­peutischen Angeboten vermittelt mir und den Klienten Wissen und Methoden. Bei jeder Entlassung fragte ich mich allerdings: „Wie geht es für die Klienten weiter?“ „Wird der Adressat es jetzt schaffen, den Alltag allein zu bewältigen?“ Solange ein Mensch fest in ein Hilfesystem eingebettet bleibt, ist eine Rückfallprophylaxe gegeben. „Wie gelingt es ohne diese das Risiko gering zu halten? Welche Behandlungsprogramme ermöglichen einen sicheren Rückgang in das Alltagsleben?“



Ich möchte mich in meiner Arbeit mit zwei Hauptfragen befassen:



Ø  Erster Aspekt: Welche Modelle und Behandlungsprogramme wurden bei Suchterkrankungen auf der Basis unterschiedlicher therapeutischer Richtungen bisher entwickelt? Welches Verständnis gibt es für eine Suchterkrankung in diesen Modellen? Welche Ziele werden verfolgt? Welche Maßnahmen zur Unterstützung haben sich insbesondere für den Übergang von der Behandlung zurück in den Alltag des Klienten als wirksam erwiesen?



Ø  Zweiter Aspekt: Wie kann der Übergang von der Behandlung zurück in den individuellen Alltag besser unterstützt werden?



Um beide Fragen beantworten zu können, möchte ich mich im ersten Teil meiner Arbeit mit den Erklärungsmodellen zur Erstehung und Aufrechterhaltung von Abhängigkeitserkrankungen und der Entwicklung unterschiedlicher Methoden in der Psychotherapie und der Sozialen Arbeit zur Behandlung Suchterkrankter beschäftigen. Der zweite Teil beinhaltet das Hauptthema der Arbeit. Die Umsetzung der allgemein gehaltenen Modelle zum Übergang ins individuelle Leben der Klienten soll mithilfe qualitativer Forschung überprüft werden. Ziel der Forschung ist einerseits die Überprüfung der aktuellen Angebote der Therapie und Sozialen Arbeit mit der Möglichkeit der Nachbesserung / Optimierung, sowie die Option Schwierigkeiten des Übergangs Tagesklinik zum individuellen Alltag besser wahrzunehmen, um die Qualität der Programme zu optimieren und die sozialarbeiterische Tätigkeit zu stärken.



In meiner Literaturrecherche war ich zuerst auf Studien gestoßen, die sich mit der Wirksamkeit der Interventionen und Nachhaltigkeit eines abstinenten Lebens befassten. Der Übergang von der Therapie in den Alltag wurde auf die Einhaltung der Abstinenz reduziert. Allerdings wurde von der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg ein gemeinsames Forschungsprojekt zusammen mit der Mitarbeit von vier unterschiedlichen Fachkliniken für Suchterkrankungen entwickelt, um einen gelungenen Übergang in die Nachsorge zu gestalten. Es handelte sich um zwölf Monatsergebnisse einer randomisierten kontrollierten Studie mit dem Ziel, die Erwerbsintegration und dauerhafter Abstinenzraten durch zeitnahe Anbindung an nachfolgende Institutionen, Netzwerkarbeit und Coaching zu ermöglichen. Die Ergebnisse zeigen, dass die bis zu zwölf Monate nach Entlassung aus der Rehabilitation andauernde Fallbegleitung durch Beratung, Vermittlung und Vernetzung die Erwerbssituation, die Abstinenzraten und die Alltagsbewältigung deutlich fördert (Saal, 2014). Die Wirksamkeitsbelege der Behandlungsprogramme und die Gestaltung der Übergänge sind im nachfolgenden theoretischen Teil beschrieben.