Freitag, 30. September 2016
Freitag, 9. September 2016
Überwindung von Ambivalenzen bei Essstörungen
In der Behandlung von Essstörungen treffen
die unterschiedlichsten Einstellungen und Verhaltensweisen der Betroffenen und der
Behandelnden aufeinander. Der Betroffene fühlt sich in der Behandlung zwischen
dem Neuen und dem Alten Weg hin und her gerissen.
Gewohnheiten fühlen sich sicherer an als Veränderungen, diese gehen häufig mit Unsicherheit
und Ängsten einher. Veränderungen bedeutet auch, Gefühle und Eindrücke zu
ertragen, die durch die Erkrankung besser haltbar und abgeschwächt waren.
In der Praxis habe ich öfter erlebt,
dass es für die Betroffenen schwieriger ist Entscheidung umzusetzen, als sie zu planen. Im „Kopf“ wissen wir
genau, dass ein Essanfall unsinnig ist. Trotzdem setzen wir unser schädigendes
Verhalten weiter fort. Aber man sollte positiv berücksichtigen: Wer eine
Therapie beginnt, hat sich in seinem Inneren bereits entschieden, etwas ändern
zu wollen. In der Vorbereitungsphase fühlen sich alle motiviert und stellen
z.B. ihren Notfallplan gewissenhaft auf. Bei der Umsetzung des Plans tauchen dann
die ersten Schwierigkeiten auf. Die Probleme sind wieder da, wenn sie sich am Scheideweg
befinden „Mit oder ohne Essstörungen
weiter leben“ und nun gegen ihre Störungen handeln müssen.
Nicht-Handeln hat unterschiedliche
Ursachen: mangelnde Problembewältigung, fehlende Zuversicht, mangelnde Lust und
negative Verstärkung = Steigerung eines Verhaltens, um negative Konsequenzen zu beseitigen, Ausfall einer negativen Konsequenz, wie zum Beispiel der
Wegfall negativer Gefühle. Essstörungen schwächen diese negativen Gefühle ab.
Wenn Betroffene sich von ihrer Störung lösen, spüren sie diese negativen Gefühle
wieder. Dies ist sehr schmerzvoll, teilweise unerträglich und lenkt von dem
richtigen Handeln ab. Handeln bedeutet vor allem alles zu unternehmen, was in
der Situation machbar ist. Das gilt natürlich für jede Form einer Essstörung.
Anorektiker müssen gegen ihren Wunsch nach
Nahrungsrestriktion, Abführmittelmissbrauch, oder exzessiven Sport ankämpfen;
Bulimiker und Menschen mit Binge Eating müssen auf ihre Essanfälle mit/ohne
Erbrechen verzichten. Orthorektiker müssen ihre strikte Essensweise verändern.
„Tue das Richtige mit dem Entschluss zur Selbstverpflichtung“ ist die zentrale Grundregel,
um Essstörungen zu überwinden. Hierbei entscheidet man sich für den Weg und verlässt
bewusst das angewöhnte schädigende Verhaltensmuster, das sich jahrelang
verfestigt und unbewusst geworden ist.
auch Hier muss man bedenken, dass der Grundsatz,
ein Leben ohne Ambivalenzen zu erreichen - weil Ambivalenzen zum Leben gehören
- sondern lernen, mit diesen Ambivalenzen umgehen zu können und sich trotz
widriger Umständen und schlechter Gefühle ein Leben ohne Essstörung zu führen.
Mit dem Entschluss und konsequenten Handeln
übt eine Ambivalenz keine Macht mehr aus!
Donnerstag, 8. September 2016
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