Behandlung von Essstörungen

Behandlung von Essstörungen

Donnerstag, 8. November 2012

Krisenbewältigung bei Essstörungen

In der Arbeit mit den Betroffenen stelle ich häufig fest, dass sie während der Genesung Schwierigkeiten haben die Therapie fortzusetzen um weiter an der Bewältigung ihrer Probleme zu arbeiten. Sie fallen oft in das bekannte „Loch“, was gleichbedeutend mit einem Rückfall ist. Therapie bedeutet Arbeit und sie ist sehr anstrengend und mühsam. Letzteres ist für Süchte typisch und Krisen sind ein Teil der Erkrankung. Insbesondere ist dies der Fall, wenn Betroffene ihr gestörtes Essverhalten verbessert haben und wieder Kontakt mit sich selbst bekommen. Diese Gefühlsebene hat ohne essgestörtes Verhalten eine andere Qualität. Betroffene erleben sich anders und müssen sich den unterschiedlichsten Gefühlen und Emotionen aussetzen. Die Regulierung der Gefühle ist ein Teil der therapeutischen Arbeit mit dem Ziel den Menschen aufzufangen dort wo er sich gerade befindet. Die Intervention des Therapeuten besteht darin, den Zustand des Betroffenen wahrzunehmen und vorzeitig Probleme zu erkennen. Betroffene sind selber nicht in der Lage ihre innere Welt zu steuern und zu erfassen. Aus diesem Grund ist die Arbeit an Gefühlen ein wichtiger Baustein der Stabilisierung. In ihrem Körper finden Betroffene Antworten und übersetzen ihre Gedanken und Gefühle in eine neue Sprache: die Sprache des wahren Selbst. Die „Dichotomie“ (falsches-wahres) Selbst wird erkannt und aufgehoben. Betroffene erkennen sich allmählich wieder. Es wäre sinnvoll in diesem Stadium an den noch vorhandenen Ängsten zu arbeiten. Jene begleiten die Heilung und tauchen aber stärker auf, wenn der Mensch versucht, sich von der Erkrankung zu lösen. In diesem Leben hat man Platz für alles: Freude, Schmerz, Angst, Fröhlichkeit, Hoffnung, Verzweiflung, Trauer. Das Leben ohne Essstörung öffnet die Tür zu allen Gefühlszuständen. Keiner hat gesagt, dass das Leben ohne Essstörung einfach ist. Vielmehr ist das Leben mit Essstörungen und Süchten viel einfacher als das Leben ohne Essstörung. Aber das Leben ohne Essstörung ist ein echteres Leben. Deswegen lohnt es sich es zu leben, mit allem, was dazugehört. Betroffene können lernen die schlechten Gefühle auszuhalten und die Verantwortungen für ihre Heilung zu übernehmen. Das wirkt Ich-stärkend, steigert und fördert auf jeden Fall ein stabileres Selbstwertgefühl.

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