Mittwoch, 22. Oktober 2014
Essstörungen und Kaufrausch
Das Phänomen des
Kaufrausches tritt sehr häufig in den manischen Phasen der Menschen auf, die
unter einer bipolaren Störung leiden. Aus meiner Praxiserfahrung heraus kann
ich unterstreichen, dass Essstörungen häufig, dazu neigen auch in eine andere
Suchterkrankung zu übergehen.
Kaufsucht zählt zu
den nicht stoffgebundenen Abhängigkeitserkrankungen und weist hierbei eine sehr
spezifische Symptomatik auf. Bei Essstörungen, besonders bei der Bulimie, kann sich
Kaufrausch mit der übermäßigen Beschaffung von Nahrungsmitteln aber auch in der
Beschaffung teurer Konsumgüter (Klamotten, Schuhe) zeigen.
In den
bulimischen Phasen wird das Essen vermehrt nach einem Prinzip gekauft: Es wird hierbei
vermehrt auf die Menge aber weniger auf die Qualität der Esswaren geachtet. Das
Ziel des Essanfalls ist vorerst nur das Erreichen eines persönlich empfundenen Sättigungsgefühls,
um eine gefühlte innere Leere zu füllen und unangenehme Gefühle auszublenden.
Betroffene haben
während eines Essanfalls das Bedürfnis nach dem schnellen Verspüren von Völle
und finden Befriedigung durch den Verzehr große Mengen Nahrung. Man möchte so
viel Essen „verschlingen“ wie der Magen nur aufnehmen kann. Nach diesem
Essanfall treten meist Schuldgefühle auf, die zum provozierten Erbrechen
führen.
Der Kaufrausch unterliegt
einer vergleichbaren Dynamik. Betroffene kaufen sich Kleidungsstücke, die sie nur
in diesem Moment glauben, zu benötigen. Sie dienen letztlich einem Zweck: ein vorübergehendes
Glücksgefühl, eine kurze Zufriedenheit und ein temporäres Erreichen einer inneren
Fülle. Ähnlich der Bulimie verliert man beim Kaufrausch die Kontrolle über das
Geschehen und sein eigenes Handeln. Es werden vergleichbare große, teilweise
exorbitant hohe Geldmengen ausgegeben, die die wirtschaftlichen Verhältnisse der
Betroffenen ernsthaft bedrohen können.
In meinen
Therapieangeboten wird den individuellen Bedürfnissen eine zentrale Bedeutung
zugesprochen. Der Betroffene lernt zuerst, seine realen Bedürfnisse für sich
selbst zu erkennen, sie anschließend zu benennen und zu formulieren und dann
für sich zu respektieren! Erst dann lernt man seine Gefühle wahrzunehmen, ihnen
einen Raum zu geben und sie so anzunehmen, wie sie sind. Im Verlauf erlernt man
mit diesen Gefühlen zu leben, ohne sie stetig unterdrücken zu müssen.
Essgestörte , die
derzeit nicht unter Erbrechen leiden und erbrechenfrei sind, können Gefahr
laufen, eine „Vertreter-Sucht“ wie Kaufsucht, Sportsucht, Orthorexie usw. zu
entwickeln.
Da Essenanfall
und Erbrechen wegfallen, um innere Anspannungen auszugleichen und eine innere
Leere zu füllen, müssen die Patienten besonders darauf achten, die Gefahren einer
Suchtdynamik zu erkennen und zu verstehen. Kaufsucht kann zu einer Kompensation
und Alternative zur Essstörung werden!
Kompensationen
haben aber mit den realen Bedürfnissen eines Menschen nichts zu tun. Wir müssen
es schaffen beides strikt voneinander zu trennen!Dann werden wir es gemeinsam schaffen, auch
eine Suchtproblematik nachzuvollziehen und gemeinsam erfolgreich besiegen!
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