Sonntag, 2. November 2014
Heilung ist ein Prozess, den man selbst beeinflussen kann
Menschen mit Essstörungen sehnen oft nach einem erfüllten Leben, da die Erkrankung alle Lebensbereiche stark einschränkt und mit großen Verlusten verbunden ist.
Der Wunsch nach Heilung ist groß. Aber die Motivation, Selbstverantwortlichkeit, der eigene Einsatz können sich im Therapieverlauf so stark verändern, dass Betroffene in Hoffnungslosigkeit verfallen, ohne Perspektiven ihre Zukunft betrachten und somit an ihren alten Verhaltensmustern verharren.
Ich bin davon überzeugt, dass Essstörungen heilbar sind, weil die Heilung ein Prozess ist, den man selbst beeinflussen kann. Eine Essstörung ist ein selbstgewählter Weg und der Betroffene hat jederzeit die Möglichkeit seinen Weg neu zu suchen und an diesem Prozess mitzuwirken.
Hier möchte ich wichtige Kriterien erwähnen, die die Genesung fördern:
Die Anwendung der sogenannten „Scheiß-egal-Regel“, die in den alltäglichen Situationen die Selbstverantwortlichkeit beschränkt.
Solange der Betroffene in die alten Verhaltensmuster hinfällt und das Gelernte nicht LANGFRISTIG umsetzt, kann keine Heilung stattfinden. Nach der Scheiß-egal-Regel nimmt der Betroffene die Ernsthaftigkeit des Problems nicht wahr und verschiebt meist die Notwendigkeit seines Handels auf einen späteren Zeitpunkt. Rückfälle werden bagatellisiert und Ausreden für die Fortsetzung des schädigenden Verhaltens gefunden.
Die Erkenntnis der „negativen Verstärkung“(=Wegfall einer negativen Konsequenz), die die Erkrankung aufrechterhält
Solange der Betroffene die Erkrankung als „Lebensstrategie“ nutzt, um seine schlechten Gefühle abzumildern und die Herausforderungen seines Alltags zu bewältigen entsteht keine Heilung.
Der Aufbau eines günstigen Umfelds und Entfernung störender Faktoren, die die Heilung hindern.
Berufliche sowie private Situationen sollten zuerst analysiert und nach Lösungen bzw. Alternativen gesucht werden. Am Anfang der Therapie stehen im Mittelpunkt die Ich-Stärkung des Betroffenen und seine unbefriedigten Bedürfnisse. Partner, Angehörige und Freunden können zukünftig miteinbezogen werden
Die Berücksichtigung bestimmter Krankheitsbilder und Themen, die eine Priorität haben.
Bei Komorbidität (Z.B. Depression und Essstörung) muss berücksichtigt werden, dass Depressionen den Vorrang haben. Verbessert sich die Stimmungslage nach der Verbesserung der Essgewohnheiten, ist es ein Zeichen dafür, dass Depression die Folge war. Ist das nicht der Fall, sollte die Depression als erste behandelt werden. Es ist häufig sehr schwierig die Reihenfolge festzustellen, weil sich die beiden Erkrankungen überlagern und zusammen bestehen.
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