Behandlung von Essstörungen

Behandlung von Essstörungen

Dienstag, 16. August 2011

Sexuelle Bulimie



Unter sexueller Bulimie versteht man eine Störung, in der der Betroffene gesteigerte sexuelle Aktivitäten praktiziert. Das hat in der Regel mit sexueller Befriedigung wenig zu tun. Die Betroffenen wirken meist als sexuell getrieben und verkehren mit vielen Menschen, auch solchen, die sie unter normalen Umständen verachten würden. Eine gestörte Einstellung zu Sexualität kommt oft bei Essgestörten vor. Sexualität hat in den frühkindlichen Entwicklungsphasen ihre tiefen Wurzeln und lässt sich durch Erziehungsstil und kulturelle Faktoren beeinflussen. Äußere Faktoren wie Traumata, sexueller Missbrauch und restriktive Erziehungsmodelle können natürlich auch den ursprünglich guten Umgang mit dem Körper und das sexuelle Erleben verändern bzw. beeinträchtigen. Die Geschichte von Valentina ist der eindrucksvollste Bericht, den ich jemals erfahren habe, um die sexuelle Problematik am besten wiederzugeben.
Valentina schlief jeden Abend in einem anderen Bett und mit dem Nächsten, der zu Verfügung stand. Am nächsten Morgen ging es ihr immer schlecht und spürte das Gefühl von Leere. Aber sie konnte trotzdem mit den sexuellen Aktivitäten nicht aufhören. Sie war wie getrieben. Nach der Heilung hat sie erfahren, dass sich hinter ihrem Hunger nach Sex etwas Anderes versteckte. Es war das Bedürfnis nach Zuneigung und Liebe. Im Grunde wollte sie nur geliebt werden und hatte Angst vor ihren Gefühlen. Heute hat sie ihre Essstörungen überwunden und kennt alle Gründe, die sie früher liebeunfähig, unwürdig und sehr einsam gemacht hatten.
Sie sagt: „Ich fühlte mich nachher viel einsamer und doch konnte ich damit nicht aufhören. Sex war meine Droge, die meinen Hunger nach Liebesbedürfnis stillen konnte. Ich schmieß mich weg mit dem Ersten, der kam, bis ich Hass und Ekel für mich und mein Verhalten empfinden konnte“.
Essgestörte erleben Sexualität in Extremen. Entweder blenden sie sie ganz aus oder verkehren in jedem Milieu und haben ein promiskuitives Verhalten. Beide Fälle beweisen, dass Essgestörte Sexualität in ihr Leben nicht integrieren wollen. In der Therapie lernen sie, sich wieder zu lieben und vor allem sich selbst und ihren Körper nicht zu verachten. Sie lernen zu ihren tiefen Bedürfnissen zu stehen, auf ihre innere Stimme zu hören, ohne auf die Erlaubnis dazu zu warten. Besonders erfahren sie das Gefühl von Achtsamkeit und Liebe. Valentina ist heute verheiratet und vor kurzem Mutter geworden. Ihre Augen glänzen vor Freude und drücken trotzdem Schmerz und Leid aus. Essstörungen kann man nicht vergessen. Aber man kann aus der Erkrankung Kraft ziehen. Valentina hat es geschafft und sie gibt heute diese Hoffnung und Freude weiter. Grazie Valentina!

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