Behandlung von Essstörungen

Behandlung von Essstörungen

Mittwoch, 23. November 2011

Der sekundäre Krankheitsgewinn


Jeder Mensch, der mit körperlichen oder psychischen Krankheiten arbeitet muss die Fähigkeit haben, sich abzugrenzen. Dem Betroffenen ist unbewusst geworden, wie er durch die Erkrankung versucht, Menschen zu manipulieren und zu testen, um seine Ziele zu erreichen.Letztere sind mehr Aufmerksamkeit, Schonung und Rücksicht von seiner Umwelt zu bekommen. Man spricht dann von sekundärem Krankheitsgewinn.Der sekundäre Krankheitsgewinn besteht in den äußeren Vorteilen, die der kranke Mensch aus bestehenden Symptomen ziehen kann.Betroffene haben erfahren, dass sie durch bestimmte Verhaltensweisen, Liebe und Zuwendung bekommen. Sie sind krank und dafür brauchen sie mehr Pflege und werden auf diese Weise nie etwas ändern. Die Mitmenschen bzw. Angehörige, Pfleger, Helfer verstärken durch die Schonung die Erkrankung, so dass der Betroffene sich nie mit seiner realen Problematik auseinandersetzen kann.
Therapie bietet hingegen eine andere Beziehung zum Erkrankten an. Man arbeitet zu zweit auf der gleichen Höhe. Ziele werden schon am Anfang der Therapie mit dem Therapeuten besprochen und festgelegt. Mitgefühl ist ein wichtiger Bestandteil und darf nicht mit dem Mitleid verwechselt werden. Das passiert z.B. oft in der Pflege.
Helfen bedeutet in der Therapie für die Therapeuten keinefalls sich aufzugeben, sondern den Klienten optimal zu unterstützen. Der Betroffene lernt Alltagsbewältigungsstrategien zu entwickeln und erlebt Erfolg und Sicherheit. Er wird selbstbewusster, sicherer und hört auf, ständig über Lebensumstände zu hadern und mehr Freude am Leben zu gewinnen.
Ein wichtiges Stadium ist die Auseinandersetzung mit schwierigen Gefühlen, die wegen der Erkrankung nicht erlebt worden sind. Wut, Ärger, Trauer, Angst und Verzweiflung bekommen in der Therapie einen Raum, so dass der Klient diese spüren darf. Er bemerkt, dass Diese mit sich selbst und seiner Geschichte zu tun haben und er sie nicht mehr als Waffe gegen sein Umfeld nutzt. Auch eventuelle Traumatisierungen muss man berücksichtigen und gegebenenfalls behandeln. In der Arbeit mit Esssgestörten ist der sekundäre Krankheitsgewinn besonders zu beachten. Anorektiker erleben durch die Erkrankung mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung und haben nicht nur die Angst, sich mit der Erkrankung auseinanderzusetzen, sondern auch durch die Genesung die Schonung von ihren Mitmenschen zu verlieren. Der Therapeut macht dem Betroffenen ein besonderes Angebot: das Ziel ist die Selbstentfaltung bzw. die Selbstentwicklung des Klienten.

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