Mittwoch, 24. April 2013
Annahme oder Ablehnung
Essstörungen lassen sich durch bestimmte Denk und
Verhaltensmuster beschreiben. Typisch ist die Dichotomie: „Entweder/oder“.Ich bemerke bei der Behandlung von Betroffenen, dass sich
einige Themen ständig wiederholen wissend, dass dies spezifische Merkmale für
die Erkrankung sind. Beispiele dafür sind die Begriffe wie Akzeptanz und
Ablehnung. Es spielt keine Rolle in welcher Situation diese Begriffe auftauchen.
Interessant ist, dass diese eine Grundproblematik darstellen, die jeden
Lebensbereich des Betroffenen umfassen, wie die Beziehung zu sich selbst und zu
den anderen, Selbstwahrnehmung und Realitätsverfassung usw. In der Regel projektieren Essgestörte ihr Unbehagen auf
Essen und Körperlichkeit, so dass sie etwas annehmen oder ablehnen, unabhängig
davon, wie die Realität aussieht. Merkwürdige Gewohnheiten werden zu Maßstäben
und sind natürlich keinen verlässlichen Parameter um die Wirklichkeit zu
beschreiben bzw. zu bewerten. Konkrete Beispiele finde ich vor dem Umsetzen eines
Essensplanes und während der Arbeit an gefährlicher und verbotener Nahrung.
Betroffene messen die Realität eher durch ihre Gefühl, innere Überzeugungen und
verzerrte Gedanken. Einige können z.B. Brot
mit Aufschnitt und Käse aber kein Gemüse oder nur kurze Nudeln und keine
Spaghetti essen, obwohl es sich bei letzteren um dieselbe Nahrung handelt. Andere essen nur nach bestimmten Sinneswahrnehmungen
wie z.B. Farben. Kalorienhaltige Produkte werden oft vermieden oder für die
Essanfälle gebraucht. In vielen Fällen erhalten sie den Vorzug gegenüber
kalorienarmen Speisen. Es handelt sich hier um nichts anderes als Annahme und Ablehnung. Was bedeutet bei Essstörungen etwas Annehmen?! Die
Betroffenen akzeptieren eine Speise ohne Angst oder Verbote. Das heißt, sie
essen sie gerne und können sogar den Geschmack daran finden. Was bedeutet hingegen im Leben etwas annehmen?! Menschen
nehmen die Realität an wie sie ist, ohne sie zu leugnen.Ich sage oft zu meinen Klienten: „ Etwas annehmen, bedeutet nicht,
dass es uns unbedingt gefallen muss. Wir nehmen etwas an, indem wir die
Tatsache nicht leugnen. In Bezug auf
Essstörungen kann man trotzdem etwas essen, das uns nicht besonders
schmeckt, ohne Angst davor zu haben. Vielleicht wird diese Speise nie unsere
Lieblingsspeise werden. Aber wir können sie trotzdem essen“.Ein Essensplan stellt für viele Betroffene ein Hindernis
dar. Er muss euch nicht unbedingt
gefallen. Aber er ist eine Tatsache, durch die wir unsere unbewussten inneren
Konflikte und Ängste wahrnehmen können. Wenn wir ihn ablehnen, schieben wir das
Problem weg und bleiben in dem goldenen Labyrinth der Erkrankung. Essstörungen
zu überwinden bedeutet die Realität zu erkennen und sie anzunehmen, wie sie
ist.
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