Behandlung von Essstörungen

Behandlung von Essstörungen

Donnerstag, 9. April 2015

Auslöser für Essanfälle




G. Fairburn beschreibt in seiner Verhaltenstherapie von Essstörungen die Auslöser für Essanfälle. Nach seiner Theorie werden Essanfälle durch äußere Ereignisse oder negative Emotionen ausgelöst. Die Analyse der Essanfälle ist in seiner Strategie ein zentraler Punkt, um objektive oder subjektive Auslöser zu erkennen und zu vermeiden. Mögliche Auslöser sind:

-  Nichteinhaltung der Ernährungsregeln

-  Kontrollverlust durch Alkohol

-  Mangelernährung

-  negative äußere Ereignisse oder negative emotionale Zustände

Mit der Nichteinhaltung der Ernährungsregeln ist gemeint, dass der Betroffene ein eigenes Konzept von gesunder Ernährung und richtigem Essen entwickelt hat. Sobald er meint, seine strikte Diät nicht eingehalten zu haben, belohnt/bestraft er sich mit einem Essanfall. Ich erlebe es in meiner Praxis häufig, wie ein subjektiver Verstoß gegen die sich selber gegebenen Vorschriften eine hohe Gefahr für Essanfälle und Rückfälle darstellt.

Ein Kontrollverlust kann auch durch Alkohol und psychotrope Substanzen ausgelöst werden.

Ernährungsrestriktion führt zum Heißhunger und folglich zu einem Kontrollverlust.

Negative Ereignisse oder negative emotionale Zustände können durch Essen kompensiert werden. Das ritualisierte Verhalten (Essen-Erbrechen, Essen-Abführmittel, Essen-Sport, Essen-Fasten) hat einen Zweck. Es reduziert kurzfristig die Anspannung und führt zur emotionalen Regulation. Klienten müssen die beiden Facetten der Essstörung (Vor– und Nachteile ihrer Störung und die Rolle der negativen Verstärkung verstehen (Essstörung mildert unangenehme Emotionen ab), um aktiv etwas dagegen zu unternehmen.

Zu den genannten vier Faktoren möchte ich ein Element hinzufügen: die Gewohnheit. Die Essstörung ist für viele ein Lebensstil geworden; d.h viele vermissen sogar ihre Essanfälle, wenn sie auf ihr gestörtes Essverhalten verzichten. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen benötigt man nicht nur einen starken Wille, sondern auch eine große Zuversicht auf das eigene Leben. Betroffene müssen lernen, dass ein Leben ohne Essstörung nicht nur möglich ist, sondern viel viel lebenswerter. Viele Therapeuten arbeiten mit dem Erstellen einer Pro- und Contra-Liste, welche die Vor- und Nachteile einer Essstörung exploriert. Das Leben mit Essstörung fordert die Bereitschaft dem Leben mit Angst zu begegnen. Abschied von der Erkrankung bedeutet, den gewohnten und beschützenden Weg zu verlassen und einen Weg intensiver Gefühle zu durchlaufen. Das Leben ohne Essstörungen besteht aus Höhen und Tiefen, mal rauf und mal runter. Aber es gibt dem Betroffenen die Möglichkeit, zu seinen wahren Gefühlen zu stehen und das eigene Selbst wieder zu entdecken.

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