Fast jeder Mensch hat Schwierigkeiten, seine Gefühle von seinen Gedanken zu trennen. Das geschieht, weil wir uns oft sehr stark mit unseren Gefühlen und Gedanken identifizieren. Dann vergessen wir dabei, dass wir nicht Teil unserer Gedanken und Gefühle sind, sondern sie ein Teil von uns. Gedanke und Gefühle sind keine Tatsachen!
Menschen mit Essstörungen leben in keinem normalen Zustand. Sie werden von ihren oft verzerrten Gedanken dominiert und von ihren Gefühlen gequält. Viele von ihnen fühlen sich dick, auch wenn sie in Wirklichkeit schlank sind.
„Ich habe das Gefühl dick zu sein“? In der Tat drückt dieser Satz zuerst einen Gedanken aus. Es ist eine Bewertung, eine Vermutung, eine Interpretation. Betroffene denken, dass sie dick sind, folglich fühlen sie sich auch so. Aber das sich dick fühlen ist subjektiv, variiert von Fall zu Fall und hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Ein typisches Beispiel dafür sind Betroffene mit Adipositas. Viele sind mit ihrer Figur unzufrieden und wissen, dass sie übergewichtig sind. Trotzdem fühlen sich nicht alle als zu dick.
Aus den verhaltenstherapeutischen Theorien ist bekannt, dass sich das dick fühlen bei Essgestörten ein Ergebnis einer fehlerhaften Interpretation bestimmter Emotionen und Körpererfahrungen ist. Betroffene neigen dazu, das Gefühl dick zu sein, mit dick sein gleichzusetzen, unabhängig von ihrem tatsächlichen Gewicht oder ihrer tatsächlichen Figur.
Es ist erstaunlich, wie diese subjektive Erfahrung in ihrer Intensität von Tag zu Tag und sogar innerhalb eines Tages schwanken kann. Um das Problem zu lösen, ist es sinnvoll, die intensiven Gefühle des Dickseins zu protokollieren. So kann man Emotionen und deren Auslöser identifizieren. Fragen können gestellt werden: „Wie geht es mir gerade psychisch und körperlich? Ist gerade etwas passiert, dass dieses Gefühl auslösen könnte?“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen