Freitag, 3. August 2018
Restriktives Essen und Diätverhalten als Problem
Einige
Menschen erleben ihr Diätverhalten meistens nicht als Problem, sie
identifizieren sich mit ihm. Sie fühlen sich wohl, wenn sie es durch Kontrolle
schaffen, ihre Diät einzuhalten. Sie erleben dieses als Gefühl der Stärke,
Disziplin und Willenskraft. Schaffen sie es nicht ihre Diät zu halten, fühlen
sie sich schwach.
Durch
Diätverhalten sind sie in der Lage, langfristig ihr Gewicht zu steuern.
Letztendlich ist es ihnen aber weniger bewusst, dass ihr Diätverhalten dennoch
Essanfälle auslösen kann. Bei den Übergewichtigen wird das Diätverhalten als
angemessen betrachtet, obwohl eine Diät oft die Essproblematik erschwert und
stark beeinträchtigt. Diätverhalten kann ungünstige Auswirkungen haben und
spielt eine große Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung einer
Essstörung. Die erste Aufgabe des Therapeuten besteht deshalb darin, mit den
Betroffenen zu erarbeiten, dass ihr Diätverhalten in der Tat Probleme in sich
birgt.
Wozu führt
ein Diätverhalten?
1.
Es führt zu einer kognitiven Einengung. Die
Fokussierung auf Nahrungsmittel, Gewicht und Figur lassen wenig Raum für andere
alltäglich-interessante Lebensaspekte. Alle Gedanken drehen sich immer um
Essen, Gewicht und Figur. Das Thema „Essen - Gewichtsabnahme“ wird zum erdrückenden
Lebensinhalt, so dass der Alltag an Facettenreichtum verliert.
2.
Diätverhalten kann bei der Nichteinhaltung der
eigenen Regeln Angst auslösen. Menschen mit Gewichtsproblemen schreiben sich
eigene Essregeln vor, z.B. ich darf keine Schokolade essen. Sie werden unruhig
oder ängstlich und erleben sich als Versager, wenn sie sich nicht daran halten.
Die Nichteinhaltung geht mit Schuldgefühlen und Reue einher. Unter Nichteinhaltung
der eigenen Regel versteht man einen Verstoß gegen die sich selbst vorgegebenen
Ernährungsregel. Diese bestimmen normalerweise was, wie viel und wie Sie essen
müssen. Schaffen sie es nicht sich an ihre eigene Regel zu halten, fühlen sie
sich als Versager, was wiederum Essanfälle oder Frustration auslösen kann.
3.
Hier ist es die Aufgabe des Therapeuten zu
informieren und den Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass gezügeltes Essen
ein Problem darstellt, unabhängig davon, ob die Einhaltung der Regel
erfolgreich ist oder nicht.
4.
Diätverhalten kann langfristig zu niedrigem
Gewicht und Mangelerscheinungen führen. Wenn ein Mensch zu wenig isst, kann
dies Konsequenzen auf das Gewicht und das psychische Befinden haben.
„Physiologischer Hunger“ tritt in der Regel auf, wenn man nicht oder zu wenig
isst. Psychische Mechanismen spielen ebenfalls eine große Rolle, wenn man sich
etwas verbietet. Je stärker eine Speise verboten ist, desto größer wird das
Verlangen danach. Dr. Doris Wolf, psychologische Psychotherapeutin, spricht in
ihren Patientenberichten von Nachholungsbedarf, dies betrifft besonders
Übergewichtige. Wenn sie sich immer verbieten, was sie gerne essen möchten,
wächst ihre Unzufriedenheit und Wahrscheinlichkeit von Essanfällen und
übertriebenem Verzehr der verbotenen Nahrung. Folglich ist es wichtig, dass
Menschen lernen, in ihrem Essplan „verbotene“ Nahrung zu integrieren.
5.
Physiologische Mechanismen (Hunger) und
kognitive Mechanismen (psychisch bedingt) können zur Entwicklung von
Essanfällen beitragen. Selbst kleinere Regelabweichungen werden als kompletter
Verlust der Steuerungsfähigkeit über die Ernährung gesehen. Übergewichtige
reagieren darauf, indem sie ihr gezügeltes Essverhalten aufgeben. Das
unkontrollierte Essverhalten, das sich aus dem Verstoß gegen die Regeln
ergibt, kann am selben Tag durch kompensatorische Mittel wie Fasten, Erbrechen,
Sport und Abführmittelmissbrauch oder schon am nächsten Tag durch ein erneutes
Diätverhalten abgelöst werden.
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