Behandlung von Essstörungen

Behandlung von Essstörungen

Freitag, 28. September 2018

Widerstand bei den Essstörungen



Widerstand ist ein Abwehrmechanismus, der eine Schutzfunktion darstellt. Durch den Widerstand versucht ein Mensch unbewusst, schmerzhafte Inhalte zu vermeiden. Da eine Psychotherapie nicht selten einen schmerzvollen Leidensweg voraussetzt, um innere Konflikte aufzulösen und Verhaltensmuster bewusst zu machen, taucht im Verlauf oft Widerstand auf, um Leid zu vermeiden.

Widerstand kann auch auftreten, wenn sich der Klient eine andere Behandlung von seinem Behandelnden wünscht. In diesem Fall sollte die therapeutische Beziehung hinterfragt werden, um die Gründe der Unstimmigkeit zu erklären.



Der Widerstand drückt sich so aus:

-        Maladaptive Handlungen und dysfunktionales Verhalten zu rechtfertigen, wenn man Angst vor Veränderung und der eigenen Therapie hat

-        Gähnen und Langweile zeigen

-        Termine verschieben

-        Esspläne vergessen

-        Esspläne nicht ausführen.

-        Abgesprochene Übungen nicht durchzuführen

-        Bewusst die Unwahrheit sagen

-        Die Therapie in Frage zu stellen und versuchen, die Therapeuten zu verunsichern

-        Die Essstörungen bagatellisieren

-        Therapie ohne Meldung abbrechen



Die meisten Menschen mit einer Essstörung verfügen über eine sehr emotional-instabile Persönlichkeit. Das bedeutet, dass der Behandelnde mit raschen und unerwarteten Veränderungen rechnen muss. Die Schwierigkeit besteht darin, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Diese Schwierigkeit ist ein wesentliches Krankheitsmerkmal, der seine Wurzeln in den primären Beziehungs­erfahrungen mit den eigenen Bezugspersonen hatte.

Ich arbeite meistens dialektisch mit einer flexiblen Haltung, die sich zwischen Akzeptanz und Veränderung bewegt. Akzeptanz bedeutet für mich, normale Abwehrmechanismen, wie den Widerstand oder die instabile Persönlichkeit wahrzunehmen und zu akzeptieren; gleichzeitig aber auch eine Rückmeldung geben, wenn der Klient sich unbewusst oder bewusst in eine andere Richtung begibt, die sich nicht mit den gemeinsam abgesprochenen Zielen vereinbaren lässt.

-        Ein Beispiel dafür wäre, wen der Klient z.B. keine hilfreichen Skills finden oder ausprobieren möchte, um die Essanfälle zu vermeiden. Oder er setzt kein Commitment ein und nimmt den Zeitraum zwischen den Sitzungen als Urlaub von der Therapie, in dem er seine Essstörung weiterleben möchte.

-         Ein anderes Beispiel ist die Ablehnung von einer Anbindung an wichtigen Personen, die in Krisensituationen helfen können: Freunde anrufen, SMS oder Mail-Verkehr mit dem Therapeuten, Selbsthilfegruppen besuchen, usw.

Essstörungen sind durch Strukturlosigkeit charakterisiert. Um sie überwinden zu können, braucht ein Mensch eine Struktur und konstante Übungen, um das antrainierte dysfunktionale Verhalten abzutrainieren und ein neues Verhalten einzuüben.

Dies geschieht durch Motivation und Bereitschaft, den Widerstand zu spüren und sich trotz der Angst für den Weg ohne Essstörung zu entscheiden. Um sich von der Essstörung zu trennen, braucht man ein starkes Commitment, eine Entscheidung im Hier und Jetzt, um die Handlung in Richtung Heilung zu vollziehen. Dafür brauchen wir gute Gründe die uns am Leben halten, um wieder gesund zu werden.

„Was sind Deine guten Gründe? Hast Du schon welche gefunden?“ lautet mein Satz in der ambulanten Betreuung. Für eine ambulante Therapie benötigen die Klienten eine starke Motivation, Selbststruktur und Hingabe an das Ziel. Wenn sie einen großen Widerstand zeigen, werden sie in einer stationären Einrichtung durch die festen Strukturen und strikte Regeln besser unterstützt.


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