Behandlung von Essstörungen

Behandlung von Essstörungen

Montag, 3. Juni 2013

Beziehungsabhängigkeit


 
Ein gesunder Mensch kann sich sowohl binden als auch abgrenzen. Bei den Essstörungen sind Distanz und Nähe ein großes Thema. Wer meint durch einen Liebespartner krank geworden zu sein, befindet sich in Irrtum. Es gibt tatsächlich bei den Essgestörten viele Liebesbeziehungen, die als "krank" bezeichnet werden können. Ein typisches Merkmal ist das anklammernde Verhalten. In diesen Fällen waren die Beteiligten jedoch schon vor dieser Erkrankung "krank". Das Wort krank klingt nicht schön an. Aber dies trifft zumindest für diejenige zu, die in einer sogenannten Abhängigkeit- oder Misshandlungsbeziehung leben. Kennzeichnend ist, dass sich die Partner gegenseitig verletzen und dennoch so aneinander hängen, dass sie sich nicht aus dieser Beziehung befreien können. Es lässt sich grundsätzlich sagen: Wer in einer unbefriedigenden Beziehung lebt, sollte nicht dem Partner die Schuld geben. Wir projektieren unbewusst auf den anderen unsere Wünsche und inneren Konflikte. Es sind unsere eigenen Anteile, die für unsere Partnerauswahl zuständig sind. Das heißt, unsere seelischen Strukturen, entscheiden darüber, welchen Partner wir uns aussuchen. Wenn man sich auf tiefere Ebenen begibt, wird man feststellen, dass beide ähnliche Strukturen haben. Es kann ausgegangen werden, dass bei den Essstörungen der Partner auch über ein geringes Selbstwertgefühl verfügt. Er wird sich dann auch nicht selbst lieben können oder befindet sich in einer Co-Abhängigkeit. Menschen, die sich nicht als wertvoll erleben und sich nicht lieben können, sind aber auch nicht in der Lage, einen anderen als wertvoll zu erleben und ihn zu lieben. Der Betroffene sollte zuerst mit seinen biografischen Themen (Geliebt und verlassen werden, Distanz-Nähe, Akzeptanz, usw.) fertig werden, um eine positive Beziehung aufzubauen. In der Praxis höre ich oft den Satz: "Ich fühle mich von meinem Partner nicht geliebt". Auch wenn man sich so anfühlt, sollte man sich fragen: " Woher kommt dieses Gefühl?", "War es immer so?", "Was verstehe ich unter Liebe?", " Passt er wirklich zu mir oder passe ich mich total an, aus Angst alleine zu bleiben?".." Ich opfere mein Selbst und ich werde, wie du mich willst, sind kein Zeichen für gesunde Liebe. Der Partner, der uns nicht liebt, ist oft nur ein Phantom, der unseren unerträglichen Schmerz auslöst. In der Wirklichkeit hat der Schmerz mit der aktuellen Beziehung ganz wenig zu tun. Er ist  mit unserer Biografie eng verbunden und die Essstörung erfüllt eine Aufgabe. Sie ist für die Entlastung unangenehmer Gefühle zuständig. Jede "kranke" Beziehung, die wir aufbauen, spiegelt unsere innere Welt wider, die nicht gelöst worden ist. Wenn wir gesund lieben können, begegnen wir auch Menschen, die uns gesund lieben können. Unsere innere Welt bildet den Resonanzboden für unsere Partnerauswahl.

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