Behandlung von Essstörungen

Behandlung von Essstörungen

Dienstag, 17. September 2013

Die Rolle der Geschwister bei den Essstörungen


An meinen Bruder Corrado: ein wichtiges Stück meines Lebens
 
 
Es wird in der Literatur immer häufiger über die Beziehungen zwischen Betroffenen und deren Eltern bzw. der Dyade: Mutter-Tochter berichtet, während die Geschwister oft im Hintergrund stehen. Meines Erachtens spielen letztere eine große Rolle, um das familiäre System und Disharmonien zu verstehen, die zur Entstehung der Erkrankung geführt haben.
Die Kinder sind nicht alle gleich, obwohl unsere Eltern oft das Gegenteil behaupten und uns zeigen möchten, dass sie ihre Kinder gleich behandeln. Das kann Kinder verwirren, weil jeder Mensch einzigartig ist und einen eigenen Charakter hat. Jeder reagiert auf äußere Reize verschieden und verarbeitet Konflikte bzw. Lebensereignisse anders.
Bei Essstörungen muss der Angehörige nicht unbedingt an einer Essstörung erkrankt sein oder gelitten haben. Es passiert nicht selten, dass die Mutter z. B. in ihrem Vorleben ein gestörtes Essverhalten oder Unzufriedenheit mit ihrer Figur hatte.
Bei Geschwistern lässt sich dasselbe Krankheitsbild selten diagnostizieren, mit größerer Wahrscheinlichkeit nur bei den eineiigen Zwillingen weil bei diesen die genetische Veranlagung für die Entstehung der Erkrankung eine Rolle spielt. Wer sind diese Geschwister und wie gehen sie mit dem Betroffenen um? Ich erfahre von meinen Klienten Geschichten, die ganz unterschiedlich sind. Einige Betroffene beschreiben ihr gutes Verhältnis zu ihnen und nennen sie "mein Schutzengel", sie fühlen sich von ihnen beschützt und total angenommen.
Andere haben immer ein schlechtes Verhältnis untereinander gehabt und erinnern sich sogar daran, dass sie in Kindheit von ihnen geprügelt und misshandelt worden sind. In vielen Fällen sind sogar die Eltern diejenigen, die unbewusst Konflikte zwischen den Kindern ausgelöst haben.
Wie kann man lernen Wunden der Vergangenheit zu heilen und sich wieder zu versöhnen? Wenn wir bereit sind Vorteile zu erkennen und Fehler des anderen zu verzeihen, können wir sie heilen und daran wachsen. Wir arbeiten mit den Ressourcen, statt uns auf den Mangel zu fokussieren. Geschwister geben uns die Möglichkeit etwas Wichtiges zu erfahren: Wir lernen dank ihnen Dinge zu teilen. Soziale Kompetenz wird schon in der frühen Kindheit gefördert und wir lernen als Kind andere Menschen wahrzunehmen und zu beachten. Dazugehörigkeit ist eine Eigenschaft, die in den südländischen Ländern sehr ausgeprägt ist.
Für einen Südländer ist es viel einfacher soziale Kompetenzen zu entwickeln. weil er schon in der Familie das Gefühl der "Gemeinsamkeit" kennenlernt. Wenn wir mit Schuldzuweisungen aufhören und den Mangel verstehen, statt ihn zu bewerten oder zu beurteilen, können wir Konflikte lösen. Wir müssen auch bereit sein, anzunehmen, dass bestimmte Dynamiken oft unbewusst entstehen und sich durch kulturelle Differenzen und verschiedene Erziehungsmodellen unterscheiden.
Das heißt, diese Dynamiken entwickeln sich auf der Basis einen multikulturellen Geschehens. Sie können entweder durch falsche Interpretation der Realität entstehen oder sie sind auf menschliche Fehler zurückzuführen. Unsere Geschwister sind Menschen die fehlerhaft wie wir sind. Aber trotzdem sind sie ein großes Lebensgeschenk und stellen meist die ersten festen Bindungen dar, die uns, wenn unsere Eltern nicht mehr leben, lebenslang beeinflussen und unterstützen können.

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