Montag, 26. Januar 2015
Persönliche Rechte validieren und soziales Training einüben
Im sozialen Training lernen
Betroffene, ihre Selbstachtung und soziale Kompetenzen zu fördern.
Dazu zählen:
- Erkennen der eigenen Bedürfnisse
- Stärkung der eigenen Abgrenzungsfähigkeit
- Selbstbehauptung
- Formulierung von Forderungen
- Äußerungen einer Beschwerung
Unsere sozialen Kompetenzen
werden in unserem Alltag eingeübt. In der Analyse unterschiedlicher Lebenssituationen
ist es wichtig, dass Betroffene zwischen ihren Forderungen „Ich habe das Recht
darauf“ und ihren Wünschen „Ich möchte es“ unterscheiden können.
Warum? Weil die persönlichen
Rechte des Einzelnen selbstverständlich sind. Wenn ich Forderungen stelle, formuliere
ich das Recht auf etwas. Ein Beispiel dafür: Ich habe das Anrecht, von meinen
Mitmenschen mit Respekt behandelt zu werden. Wünsche sind hingegen individuell
und können durchaus gegen die Wünsche und Bedürfnisse anderer verstoßen. Z.B: Wenn
ich mir etwas sehr sehr wünsche, bedeutet es nicht, dass ich auch ein Recht
darauf habe: Ich wünsche mir, von allen Menschen geliebt zu werden, von den
Menschen, die ich selber auch schätze; oder meine beste Freundin möchte Essen
gehen, aber ich möchte lieber zuhause kochen. Ich kann nicht verlangen, dass
andere meine Wünsche immer erfüllen.
Bei den Essstörungen geschieht es
häufig, dass die Betroffenen ihre Selbstachtung mit den Anforderungen an andere
verwechseln. Z.B. wenn der andere nicht macht, was ich als Betroffener erwarte,
bin ich enttäuscht, traurig und ärgerlich und übertrage meinen emotionalen
Zustand auf das Essen. Die Symptomatik stellt eine Antwort auf ein immenses
Unbehagen dar, das die Betroffenen nicht anders verarbeiten können.
Der Wunsch nach Anerkennung und Liebe
und die narzisstische Persönlichkeit des Betroffenen werden in der Therapie
thematisiert. In der Biografie lassen sich Erfahrungen mit den Bezugspersonen
beschreiben, die die Qualität einer zwischenmenschlichen Beziehung
beeinflussen. Nach den psychodynamischen Theorien sind bei den Betroffenen
Entwicklungsschritte des heranwachsenden Alters nicht vollgezogen. Diese
Entwicklungsdefizite werden als „Zurückfallen in ein früheres
Entwicklungsstadium“ bezeichnet.
MUSS-Forderungen sind ein
typisches Merkmal dieser Regression und sind mit den Wünschen eines Kindes
vergleichbar. Z.B. „Alle müssen mich lieben und bewundern. Ich möchte alles
erreichen, was ich mir wünsche. Ich muss perfekt sein und darf keine Fehler
machen.“
In der Behandlung lernen
Betroffene sowohl auf eigene Rechte einzugehen als auch die Rechte und Wünsche
der anderen zu respektieren. Das zeigt sich durch das Aushandeln von
dialektischen Lösungen. Bei der dialektischen Lösung sollten beide Beteiligte
die Lösung akzeptieren können. Das dichotomische Denken „entweder-oder“ lässt
der dialektischen Lösung des „sowohl als auch Denkens“ den Raum. Sie lernen
anders zu denken und schwanken nicht zwischen den Polen „gut-schlecht /
richtig-falsch“, sondern erfahren die Bedeutung der Kompromisse. Sie finden den
richtigen Weg zwischen Angepasstem und Unangepasstem.
Das Leben ist nicht perfekt und
als solches kann es sich nicht an uns anpassen. Wir wollen uns an das Leben anpassen!
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