Behandlung von Essstörungen

Behandlung von Essstörungen

Samstag, 14. Februar 2015

Commitment-Strategien


In einem damaligen Post hatte ich die Bedeutung von Commitment erklärt. Ich möchte jetzt auf dieses Thema ausführlicher eingehen. Commitment-Strategien sind äußerst wichtig, um Veränderungen zu erzielen und ein neues Verhalten aufzubauen. Commitment ist mehr als nur ein Versuch. Es repräsentiert einen Entschluss, eine Selbstverpflichtung!

Der Betroffene ist bereit seine ganzen Energien zu investieren und seine Essstörung rechtzeitig entgegen zu treten. Ein Beispiel: „Ich entschließe mich nicht zu erbrechen, ich bin entschlossen keinen Essanfall zu haben“. Veränderungen sind nur möglich, wenn die extrem hohe seelische Belastung, die durch den Veränderungsprozess entsteht von dem Betroffenen angenommen wird.

Bei der Aufrechterhaltung einer Essstörung spielt die negative Verstärkung eine immense Rolle. Man darf sie nie unterschätzen (siehe meinen damaligen Post). Betroffene brauchen die Erkrankung, damit es ihnen kurzfristig besser geht. Die Essstörung gibt ihnen damit eine Identität. Nach langjähriger Selbsterfahrung mit der Erkrankung müssen die Patienten wieder lernen, wie lebenswert und echt das Leben ohne Essstörungen ist. Von der erworbenen Identität müssen sie sich wieder trennen, damit eine Veränderung stattfindet. Es wäre auch sinnvoll, wenn Betroffene den Unterschied zwischen Wünschen, Versuchen, Versprechen und Entschlüssen verstehen. Wünsche drücken eine Erwartung oder Hoffnung aus. Ich erinnere mich an eine Anorektikerin, die anfangs ihre Wünsche in jeder Therapiestunde hartnäckig betonte: „Ich möchte, dass es mir besser geht, ich hoffe, es wird wieder besser.“ Ihre Wünsche enthielten kein Commitment und sie erwartete jedes Mal eine Veränderung von außen, anstatt selbst etwas gegen ihre Essstörung zu unternehmen. Der Wunsch keine Essstörung mehr zu haben, reicht alleine nicht aus. Aber er ist sicher der erste Schritt, um selbst tätig zu werden. Versuche sind meistens bedingte Entscheidungen, weil sich Essgestörte häufig in dem Stadium „Mal sehen, mal probieren“ befinden. „Ich versuche auf Erbrechen oder auf Abführmittel zu verzichten. Das hängt aber davon ab, wie es mir geht“. Verträge und Versprechen sind auch bedingte Entschlüsse. „Ich verzichte auf Essanfälle und Erbrechen, solange ich in der Klinik bin. Wenn ich zuhause bin, kann ich wieder machen, was ich will“. Verträge und Versprechen sind hilfreich, aber sie gelten für die Zeit der Behandlung und werden später schnell vergessen. Verhaltenstherapeuten legen auf Entschlüsse viel Wert, da letztere einer klaren Linie folgen. „Ich entschließe mich regelmäßig an den Mahlzeiten teilzunehmen“. Entschlüsse sind unbedingt, verhaltensorientiert und können in der Gegenwart verankert werden.

„Ab jetzt halte ich den Essplan ein…und nicht ab morgen“. Sätze wie „ab morgen halte ich meinen Essplan ein“ bedeuten bei Essstörungen immer: „Sie werden NIE eingehalten!“

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