Behandlung von Essstörungen

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Mittwoch, 2. Oktober 2013

Loslassen: was bedeutet und was nicht


Beim Loslassen geht es nicht darum, generell Verzicht üben zu müssen und ein edles Leben zu führen. Wir müssen nichts loslassen, wenn wir innerlich gar nicht bereit dazu sind. Wir dürfen uns Zeit nehmen, die Dinge reifen zu lassen. Wir selbst entscheiden, wo wir auch künftig festhalten wollen und wo nicht mehr. Wir sind der Chef. Loslassen ist eine freie Entscheidung. Eine Sache verbissen und mit der Einstellung "Ich muss das jetzt aufgeben zu wollen" ist nicht erfolgreich. Viele Menschen, die eigentlich loslassen möchten, bringen damit Begriffe, wie Abschied, Scheitern, Verzicht, oder Verlust in Verbindung. Das häufigste Missverständnis ist Loslassen mit Resignation gleichzusetzen. Die Opferhaltung liegt dem Loslassen völlig fern. Es hat nicht mit Selbstmitleid oder Selbstverleugnung zu tun. Ganz im Gegenteil. Man lässt etwas bewusst los für neue Wege und neue Erlebnisse. Dazu gehört die Offenheit, sich auf Unbekanntes einzulassen, die Neugier darauf, eine neue Erfahrung zu machen. Michelangelo beschrieb damals diesen Prozess mit einer Metapher: " Die Statue ist bereits im Marmor verborgen- der Künstler bringt sie nur im Vorschein" indem er alles abräumt, was nicht zur Form der Statue gehört. Wir befreien uns von Unnötigem und Überflüssigem, von Dingen, die nicht mehr wirklich zu uns gehören und lassen gelebtes Leben hinter uns, um uns andere Möglichkeiten zuzuwenden, die uns Erfüllung und Zufriedenheit bringen. Loslassen heißt: sich bewusst lösen, sich öffnen und neugierig sein, was auf den kleinen oder großen Abschied folgt. Das braucht natürlich auch Mut. Denn wir haben nur die Garantie, dass das, was dann kommt, eine andere Qualität hat, als das, wovon wir uns verabschiedet haben- ein "Mehr" oder "Besser" kann uns niemand versprechen. Loslassen hat also viel mit Lebendigkeit und Leichtigkeit zu tun. Es schafft Abstand und hat mit Aufbruch und Befreiung zu tun, mit einem entschiedenen "Nein!" zum Bisherigen zugunsten eines in die Zukunft gerichteten "Ja!". Dabei trauen wir uns zu, auch neue Wege zu gehen. Bei den Essstörungen ist  Loslassen ein wichtiges Thema. Betroffene lernen in der Therapie loszulassen, was nicht glücklich macht.

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